CDU Brookmerland und Landvolkvertreter diskutieren mit MdEP
Der EU-Abgeordnete Jens Gieseke war auf Einladung des CDU-Gemeindeverbands in Wirdum zu Gast. Dort gab es für ihn harsche Kritik von Vertretern des Landvolks, die noch mehr Bürokratie aus Brüssel befürchten. Gieseke verteidigte die EU-Politik, gestand aber auch einen Fehler ein.
Der EU-Abgeordnete Jens Gieseke war auf Einladung des CDU-Gemeindeverbands in Wirdum zu Gast. Dort gab es für ihn harsche Kritik von Vertretern des Landvolks, die noch mehr Bürokratie aus Brüssel befürchten. Gieseke verteidigte die EU-Politik, gestand aber auch einen Fehler ein. Wirdum. Wenn Bonno Focken über die Europäische Union spricht, dann gerät der Landwirt aus Siegelsum in Wallung, die Kritik sprudelt aus ihm heraus. „Die EU ist ein Gespenst im Hintergrund, das alles überdeckt. Brüssel ist zu schwerfällig. Das Fingerspitzengefühl fehlt.“ Es waren ebenso deutliche wie kritische Worte, die der Vorsitzende des Zweigvereins Marienhafe des Landwirtschaftlichen Hauptverbandes (LHV) am Donnerstag bei einem Besuch des CDU-Europaabgeordneten Jens Gieseke (Sögel) in Wirdum fand. Der CDU-Politiker besuchte auf Einladung des Gemeindeverbands der Christdemokraten den Hof von Richard Steffens, der vom Degenfeld aus rund 262 Hektar bewirtschaftet, davon 208 Hektar Ackerfläche und 54 Hektar Grünland. Steffens hat rund 100 Milchkühe, die 2015/16 rund 840 000 Liter Milch gegeben haben. Steffens selber hielt sich als guter Gastgeber in der Diskussion nach einem Betriebsrundgang mit dem EU-Abgeordneten höflich zurück. Dafür legte sein Kollege Focken den Finger in die Wunde. „Es gibt 13 Behörden, die unangemeldet zu uns auf den Hof kommen können. Das ist eine Zumutung“, so der Marienhafer Zweigvereins-Chef. Die Betriebe könnten nicht jederzeit einen Ansprechpartner dafür abstellen. Und oft gehe es bei den Überprüfungen um „Korinthenkackereien“, die aber von den Kontrolleuren der Behörden dann als „schwere Vergehen“ registriert würden. „Das kostet uns teilweise mehrere Tausend Euro“, so Focken. Es gebe „einen Otto-Katalog“ voller Verordnungen. „Aber in Griechenland gibt es nicht mal ein funktionierendes Katastersystem.“ Der Siegelsumer forderte deshalb eine Beschwerdestelle für die Landwirte – und zwar auf EU-Ebene. Derzeit trauten viele Bauern sich nicht, sich über die Kontrolleure zu beschweren. Eine Beschwerdestelle bei der EU hielt Europaabgeordneter Gieseke jedoch für „Irrsinn“. Die Probleme müssten auf lokaler Ebene gelöst werden, bei den hiesigen Behörden, zum Beispiel dem Landkreis. Brüssel sei auch nicht für jede „Verästelung der Bürokratie“ auf den unteren Ebenen verantwortlich, so Gieseke. Grundsätzlich, das räumte er ein, gebe es in Deutschland die Tendenz, bei EU-Vorgaben immer noch etwas draufzusatteln. „Wir dürfen es nicht übertreiben“, warnte der Emsländer in Wirdum. Die Probleme hätten aber oft gar nicht direkt mit der europäischen Gesetzgebung zu tun.